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Regensburg-Plan 2040
 

Die Stadt Regensburg hat in der neuesten Fassung des Regensburg-Plans 2040 die städtischen Ziele der Entwicklung unserer Stadt in den nächsten 20 Jahren formuliert. Wir Altstadtfreunde haben in einem Schreiben an die Stadt eine Stellungnahme abgegeben, in der wir verschiedene Punkte des Entwicklungsplans hinterfragen bzw. kritisieren. Die wichtigsten Abschnitte unseres Schreibens können Sie in der folgenden Zusammenfassung nachlesen: Zuerst zitieren wir den betreffenden Abschnitt des städtischen Plans, und darunter finden Sie unseren Kommentar dazu.

 

Seite 6 (Klimaschutz – Vorfahrt für den Umweltverbund):

„Die Stadt Regensburg wird in den kommenden beiden Jahrzehnten große Anstrengungen unternehmen, den Anteil des Umweltverbundes bei der Mobilität gegenüber dem motorisierten Individualverkehr deutlich zu erhöhen. … Aufgrund der oberzentralen Funktion der Stadt Regensburg und dem überwiegend ländlich strukturierten Umland muss aber auch zukünftig eine gute Erreichbarkeit mit dem Auto gewährleistet bleiben.“

 

Unser Kommentar: Einer zutreffenden Zukunftsplanung schiebt die Stadt eine Formulierung hinterher, mit der sie für 2040 immer noch eine gute Erreichbarkeit unserer Stadt mit dem Auto fordert. Was soll denn das? Eine gute Erreichbarkeit unserer Stadt mit dem Auto darf es so nicht mehr geben. Unser Ziel muss die leichte Erreichbarkeit der Stadt mit der Bahn oder dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sein! Und wo das nicht geht, müssen die Pendler auf kostenlose Park & Ride-Plätze geleitet werden, von denen aus sie mit dem ÖPNV in die Stadt gebracht werden.

 

Seite 43 (Erlebnis Regensburger Altstadt):

„Die Reduzierung des Autoverkehrs in der Altstadt und in den Wohnquartieren sowie die Vorstellung einer emissionsfrei erschlossenen Innenstadt stellen ein vorrangiges Ziel dar.“

 

Unser Kommentar: Eine „Reduzierung des Autoverkehrs“ in der Altstadt kann doch kein Ziel für 2040 sein! Es darf dann überhaupt keinen Autoverkehr mehr in der Altstadt geben (außer für die Bewohner). Frau OB Maltz-Schwarzfischer hat mehrfach betont, dass ihr Traum eine autofreie Altstadt sei. Es kann doch nicht sein, dass 2040 immer noch Autos durch die Altstadt fahren dürfen! Die ganze Altstadt muss eine Fußgängerzone werden, in der nur noch zu bestimmten Zeiten Liefer- und Handwerkerverkehr erlaubt sein wird. Genügend Parkplätze für Autofahrer gibt es aber in den Parkhäusern am Rand der Altstadt.

 

Seite 58 (Gespaltene Tourismus-Akzeptanz): 

„Eine Kehrseite gestiegener Besucherzahlen ist die zum Teil verringerte Akzeptanz durch die ansässige Bevölkerung. Vor allem die Konzentration der Besucherströme auf den zentralen Altstadtbereich, der ohnehin von einer Nutzungsvielfalt geprägt ist, steht in der Kritik. Der Bürgerbefragung 2019 ist zu entnehmen, dass sich nur knapp ein Drittel der Befragten ein Engagement der Stadt in der Tourismusbranche wünscht. Für eine höhere Tourismus-akzeptanz muss der touristisch motivierte Verkehr in der Welterbe-Zone verträglicher und effizienter gestaltet werden. Es gilt, Besucherströme stärker zu lenken und damit räumlich zu entzerren.“

 

Unser Kommentar: Der immer mehr zunehmende Tagestourismus durch Reisende von Kreuzfahrschiffen stört die Erlebnisqualität der Altstadt am meisten, bringt aber dem Einzelhandel, der Gastronomie und den Übernachtungsbetrieben kaum Einnahmen, da die vielen Kreuzfahrt-Teilnehmer auf ihren Schiffen schlafen und essen. Zudem werden sie bei ihren Besuchen in der Altstadt gruppenweise geführt, so dass sie in den Geschäften kaum einkaufen können. Diese von der Bevölkerung als am lästigsten empfundene Tourismusart wird aber in dem Regensburg-Plan 2040 nicht einmal erwähnt. Rechnet die Stadt damit, dass es 2040 keine Kreuzfahrschiffe mehr gibt? Wir vermuten eher, dass der Regensburg-Plan diese Touristen lieber erst gar nicht erwähnt.

 

Seite 58 (Stärkung der MICE-Infrastruktur = Tagungs- und Kongresstourismus): 

„Große Bedeutung kommt auch künftig einer intakten MICE-Infrastruktur zu. Sie bildet sich aus einem marktfähigen Angebot von Eventlocations und entsprechenden Hotelkapazitäten. Regensburg bietet aktuell Raum für Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Teilnehmenden. Folgt man Untersuchungen des GCB (German Convention Bureau e.V.), so verringern sich künftig tendenziell kleinere Veranstaltungen mit bis zu 50 bzw. 100 Teilnehmern. Demgegenüber soll das Segment ab 500 Personen anwachsen. Es gilt deshalb eine leistungsstarke Infrastruktur für Großveranstaltungen zu schaffen, die gleichzeitig die digitale Teilnahme ermöglicht. Angebote für hybride Veranstaltungsformate sollen deshalb zukünftig verstärkt ausgebaut werden.“

 

Unser Kommentar: Großveranstaltungen von Tagungen und Kongressen, die gleichzeitig eine digitale Teilnahme ermöglichen, bedeuten aber deutlich weniger Teilnehmer in Präsenz. Mit wie vielen aktiven Besuchern rechnet die Stadt denn zukünftig? Schließlich nehmen Online-Tagungen laufend zu – mit immer weniger tatsächlich anreisenden Teilnehmern. Außerdem stimmt es nicht, dass Regensburg „aktuell Raum für Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Teilnehmenden“ bietet: Dank der Universität (Audimax und zahlreiche Hörsäle) bietet Regensburg aktuell Raum für Veranstaltungen bis zu 1.500 Teilnehmenden.

 

Seite 75-77 (Kultur):

In dem gesamten, umfangreichen Text zur Kultur wird das Regensburger Theater mit keinem Wort angeführt.

 

Unser Kommentar: Es muss doch der Erwähnung wert sein, dass sich Regensburg ein hervorragendes Mehrspartentheater leistet, einschließlich eines kompletten Orchesters. Oder soll das 2040 nicht mehr existieren? Das Theater muss auch in Zukunft unbedingt erhalten bleiben und gefördert werden. Die Höhergruppierung als bayerisches Staatstheater ist konsequent anzustreben (siehe Beispiel Augsburg). Von den Spielstätten ist das Velodrom zurzeit geschlossen und braucht dringend eine Gesamtrenovierung.

 

Seite 76 (Kulturelle Infrastruktur ausbauen):

„Um angemessene Räumlichkeiten für klassische Musikformen und zeitgenössische Kunst bereitstellen zu können, muss perspektivisch eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden.“

 

Unser Kommentar: Es stimmt nicht, dass für „klassische Musikformen“ eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden muss. Denn hier gibt es bereits ein sehr breites Angebot für kleinere und große Konzerte:

  • Universität, Audimax mit 1.470 Plätzen. Die Akustik macht das Audimax zu einem der besten Konzertsäle in Deutschland.

  • Universität, Vielberth-Gebäude, Aula: 400 Sitzplätze

  • Marinaforum: ca. 750 Plätze

  • Velodrom: über 600 Plätze

  • Neuhaussaal: über 400 Plätze

  • Antoniussaal: 420 Sitzplätze

  • Dom: über 500 Sitzplätze

  • RT-Halle: ca. 800 Plätze

  • Altes Rathaus, Reichssaal: ca. 150 Plätze

  • Konzertsaal der Hochschule für Kirchenmusik: ca. 150 Plätze

  • Konzertsaal im Haus der Musik: 78 Plätze

  • Minoritenkirche (mit drei Orgeln): ca. 400 Plätze

  • Kirchen mit guter Akustik, für Konzerte genutzt (Dreieinigkeitskirche, Kirche St. Oswald, Kirche St. Emmeram, Neupfarrkirche, Alte Kapelle, Dominikanerkirche, Herz-Jesu-Kirche)

 

Seite 77 (Historisches Erbe):

„Regensburg verfügt über ein weltweit einzigartiges kulturelles Erbe und sieht sich daher dem Erhalt, der Pflege sowie der Vermittlung dieser reichen geschichtlichen Zeugnisse verpflichtet. Neben dem zentral gelegenen Welterbeareal sollen auch die Kerne der anderen Stadtteile in ihrer historischen Authentizität bewahrt werden. Daher sollen städtische wie auch private Bauvorhaben, die die gewachsenen historischen Stadtstrukturen gefährden, vermieden werden.“

 

Unser Kommentar: Wenn von Bauvorhaben die Rede ist, welche die gewachsenen historischen Stadtstrukturen gefährden, dann darf darüber nicht einmal diskutiert werden. Sie sollen nicht nur vermieden werden, sondern sie müssen vermieden werden – mit anderen Worten: Hier hilft nur ein striktes Verbot!

 

Seite 77 (Kultur: Leitprojekte der Stadt):

  1. Umbau, Sanierung und Neuausrichtung (neuere Regensburger Geschichte) des Historischen Museums.

  2. Zentrum der Kunst und Kultur an der Donaulände (Kulturlände).

  3. Großzügige Räumlichkeiten für Konzert und Kultur am Ernst-Reuter-Platz – vergleichbar mit dem Gasteig in München; auf der Grundlage der Bürgerbeteiligung „Regensburg gemeinsam gestalten“ (2016).

  4. Schaffung eines Kultur- und Kreativzentrums im Stadtlagerhaus.

  5. Kulturell nutzbare Räumlichkeiten in allen Stadtteilen bis 2040.

 

Unser Kommentar zu 1.: („Umbau, Sanierung und Neuausrichtung (neuere Regensburger Geschichte) des Historischen Museums.“): Eine Neuausrichtung des Museums zur „neueren Regensburger Geschichte“ ist nicht zu verantworten! Das Historische Museum deckt alle Phasen der Geschichte ab, von der Vor- und Frühgeschichte über die Römerzeit, das frühe und hohe Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert. Außerdem ist es in gleicher Gewichtung auch ein Kunstmuseum, das aus allen Epochen hervorragende Kunstwerke präsentiert!

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Unser Kommentar zu 3.: („Großzügige Räumlichkeiten für Konzert und Kultur am Ernst-Reuter-Platz – vergleichbar mit dem Gasteig in München; auf der Grundlage der Bürgerbeteiligung „Regensburg gemeinsam gestalten“ (2016)“): Ein dem Münchner Gasteig vergleichbares Konzert-und Kulturzentrum darf es am Ernst-Reuter-Platz nicht geben. Die Philharmonie im Gasteig hat 2.572 Sitzplätze (!) und viele weitere kleinere Konzerträume; außerdem befinden sich im Gasteig die Volkshochschule und die Stadtbücherei. Dieses Wunschdenken ist für Regensburg hypertroph und an diesem Standort erst recht nicht möglich. Es gibt in Regensburg auch kein den Münchner Philharmonikern vergleichbares Orchester, das könnte die Stadt nie finanzieren. Die Bürgerbeteiligung „Regensburg gemeinsam gestalten“ (2016) gab keine Empfehlung für ein solches Riesenprojekt. Deshalb stimmte bei dem Bürgerentscheid 2017 die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gegen das damals geplante Regensburger Kongress- und Kulturzentrum (RKK)! Diese Ablehnung der Bürgerinnen und Bürger wird es auch in Zukunft geben. Wie kann man in einer Zeit, in der Klimaschutz, erneuerbare Energien, Verkehrsberuhigung, Corona-Pandemien, Kriegsgefahren (Ukraine) und immer wieder große Flüchtlingsströme unsere Zukunft extrem belasten, solche gigantischen Luxusprojekte planen – wir müssen uns bis 2040 auf ganz andere Aufgaben konzentrieren!

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Regensburg-Plan 2040, Stellungnahme (28.03.2022)

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